Das Canon EF 2.8/70-200mm L IS II USM dürfte aus meiner Sicht das wohl beste Objektiv sein, dass Canon im Zoom-Bereich jemals gebaut hat.
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Mit 23 Linsen in 19 Gruppen gehört es zu den wohl komplexesten optischen Konstruktionen, die mir bisher untergekommen ist.
Seine mehr als beeindruckenden Leistungen verdankt es – wie schon in den alten nFD Superteleobjektiven – dem Einsatz von UD und insbesondere den Fluorit – Linsen, die für eine extreme Minimierung der chromatischen Abberation sorgt.
Wer bislang noch nichts von diesen Fluorite – Linsen und deren Eigenschaften gehört hat, möge sich den gut verständlichen Beitrag auf dieser Seite einmal durchlesen.
https://www.objektiv-verleih.de/wissen/fluorit/
Canon hat sich bei der Konstruktion dieses Objektivs selbst übertroffen, denn trotz der enorm hohen Lichtstärke von F2.8 für ein Zoom verfügt dieses Objektiv über eine Grundschärfe und Farbreinheit, die ihres gleichen sucht.
Wie unschwer zu erkennen ist, bin ich absoluter Fan dieses Objektivs geworden.
In der zweiten IS Version des Objektivs wurde der AF Antrieb zudem nochmals deutlich verbessert und auch der IS lässt keine Wünsche offen. Mit bis zu 4 Stufen kann es auch in weniger gut beleuchteten Motivsituationen noch perfekt eingesetzt werden und verhindert gerade bei langen Brennweiten die Bildunschärfe bei längeren Belichtungszeiten im Freihandbetrieb.
Je nach eingesetzter Canon Kamera und deren AF Sensoren, erreicht das Canon Zoom mehr als beeindruckende AF Geschwindigkeiten, die es schon fast als „Point & Shoot“ – Objektiv erscheinen lassen. Man hebt die Kamera, visiert das Motiv an und im Moment des Auslösens ist der Fokus perfekt getroffen.
Das hatte ich so noch mit keinem AF-Objektiv…
Hat Canon mit dem „kleinen Bruder“ bereits ein sehr, sehr gutes und erschwingliches Zoom-Objektiv für den „kleinen Geldbeutel“ seit etlichen Jahren auf dem Markt, das Canon EF 4/70-200mm L, verblasst dieses aber gegenüber dem hier vorgestellten Zoom in Sachen Autofokus-Geschwindigkeit und Auflösungsvermögen schon bei Offenblende. Der kleine Bruder ist ebenso ein sehr, sehr gutes Objektiv…. Bitte nicht falsch verstehen, aber naturgemäß ist die Grundschärfe natürlich durch die geringere Lichtstärke „erkauft“ und damit auch die kleine Version extrem gut dastehen lässt.
Canon spricht davon, dass sich dieses 2.8er Zoom-Objektiv an die Profi-Liga richtet, die genau diese Geschwindigkeit und technische Perfektion benötigen. Und das trifft es aus meiner Sicht auch komplett und ist nicht nur „Marketing-Speech“.
Hier die technischen Daten vorab.
Optischer Aufbau : 23 Linsen in 19 Gruppen
Anzahl der Blendenlamellen : 8
Blendenreihe: 2.8-32, folgt den Kameravorgaben
Naheinstellgrenze: 1,2 Meter
Stabilisator: bis zu 4 Blendenstufen ausgleichend
Länge: 199mm
Durchmesser: 88mm
Filterdurchmesser: 77mm
Gewicht: 1.490 Gramm
Extender-Kompatibilität: gegeben
Soweit die nackten Grunddaten des Objektivs, die es mit dem Gewicht von 1.490 Gramm als ein „Schwergewicht“ ausweisen. Das spürt man auch an jeder Stelle. Insbesondere muss die Kamera schon ein zusätzliches Gewicht und eine entsprechende Größe mitbringen, wenn die Kombination nicht „kopflastig“ werden soll. Mit der Folge, dass das Gesamtgewicht der Kombo nochmals deutlich ansteigt.
Definitiv sind hier Kameras mit angesetztem Batteriegriff oder optimal gleich ein „Geschütz“ aus der Profiliga wie die Canon 1D MK IV, Canon 1DX oder höher zu bevorzugen. Mit diesen Kameras bildet das Objektiv ein geniales, wenngleich auch schweres Gespann, das man nicht mal so eben bei einem kleinen Spaziergang mit Frau und Kindern „mitschleppt“.
Damit richtet sich das Objektiv definitiv an Profis, die auftragsbezogen arbeiten und dabei keine Kompromisse in Sachen Bildqualität eingehen können, oder an ambitionierte Amateure, denen das Gewicht nichts ausmacht und es eher als „Muskeltraining“ und notwendiges Übel sehen, das aber mit optischer Höchstleistung belohnt wird.
Die Mühen das Kampfgewicht des Objektivs mit sich zu führen, werden aber durch eine schon fast unglaubliche optische Leistung belohnt. Nicht nur dass das Zoom zu den wohl leistungsfähigsten überhaupt gehört, kann es in seinen Zoom-Grenzen eigentlich in allen Situationen eingesetzt werden. Ob in der Dämmerung oder gleisendem Sonnenlicht, überall zeigt es schon bei Offenblende eine extrem beeindruckende Leistung, die durch weitere Abblendung kaum gesteigert werden kann (außer den Schärfentiefebereich auszudehnen). Hierbei spielt es keine Rolle, ob nun 70mm oder 200mm oder irgendeine Brennweite dazwischen gewählt wurde.
Ein paar Bildbeispiele mögen das Verdeutlichen:
Dieses erste Beispiel-Bild entstand bei F3.2 und 70mm Brennweiteneinstellung an der unteren Naheinstellgrenze. Dazu wurde die Kamera nur kurz hochgenommen, das eingeschaltete mittlere AF Feld war aktiv, anvisiert und abgedrückt, alles in einer flüssigen Bewegung.
schieber-chris.jpg
Die nachfolgenden Bilder entstanden am Nord-Ostsee Kanal in der Nähe von Rendsburg bei guten Lichtbedingungen, wieder mein blöder Verstellfehler, weshalb hier statt der Offenblende 2.8 ein F3.2 in den Exifs steht.
Brennweite 200mm, F3.2..
kranausleger.jpg
Und weil die Forenauflösung es nicht hergibt, noch ein Crop aus der Szene..
kranausleger_crop.jpg
Hier ein weiteres Beispiel.. diesmal wirklich Offenblende F2.8 bei 200mm...
containerschiff.jpg
und ein Crop auf die Brücke des Containerschiffs aus der vorherigen Aufnahme
containerschiff_crop.jpg
Die Leistung spielt definitiv auf Festbrennweiten-Niveau.
Gleich um die Ecke meines Wohnorts haben wir einen kleinen Flugplatz für Sportflieger... Grund genug, dort eine Szene einzufangen..
Flieger1.jpg
und wieder ein Crop daraus...
Flieger1_crop.jpg
Nun noch Bilder von einem im Schatten agierenden Motivs... F3.5 ISO 1250, 1/640 Sek um eventuelle flink ausgeführte Bewegungen des Tiers einfrieren zu können !
punky.jpg
Unglaublich, wie punktgenau die sich zwischen den elend langen Dornen in rasender Geschwindigkeit bewegen können, ohne sich "auf zu spießen".
punky2.jpg
Dann darf natürlich das "Plümchen" im Nahbereich nicht fehlen um den Hintergrund zu zeigen.
Wieder mit anschließendem Crop... Brennweite war 115mm, F2.8 Offenblende, ISO 100, 1/400 Sek.
bokeh.jpg
und der Crop daraus...
bokeh_crop.jpg
Wie man sehen kann, erzeugt das Objektiv in jeder Situation TOP scharfe Bilder mit einer extrem hohen Auflösung, selbst an den schon in die Tage gekommenen Sensor der Canon 1D MK IV.
Da kommen auch nur wenige Festbrennweiten heran.
Selbst in der bescheidenen Darstellung der Auflösung des Forums erkennt man deutlich, wie scharf dieses Teil ist. Alle Bilder wurden im Bereich von F2.8-3.2 gemacht (was nur durch meine Schusseligkeit zustande kam, weil ich unbemerkt gegen das Einstell-Rad gekommen bin und vorher den Lock-Schalter an der Kamera gegen versehentliches Verstellen nicht umgelegt hatte). Kamera war in allen Fällen die Canon 1D MK IV.
Das erste Bild (Portrait) kam mit einem anderen Exemplar des Zooms, das mir freundlicherweise in Marburg beim Forentreffen zur Verfügung gestellt wurde, zustande.
Es zeigt, dass es bei dem Zoom wohl auch keine Serienstreuung gibt, denn die Ergebnisse sind mit beiden Exemplaren konsistent und absolut identisch in Sachen Auflösung, Farbreinheit und Kontrast.
Da die 1D MK IV über hervorragende AF Sensoren und umfassende Parametrisierungsoptionen im CnF Bereich (Custom Funktionen) des AF verfügt, habe ich zunächst diese Kamera eingesetzt, obgleich sie „nur“ mit einem 16 MPix APS-H – Sensor ausgestattet ist, der natürlich die Randbereiche des Bildkreises nicht zeigen kann.
Aus diesem Grunde folgen demnächst noch Aufnahmen mit der Canon 5D MK II, einer ebenfalls schon betagten KB-Kamera von Canon. Ich bin mir absolut sicher, dass dieses Objektiv auch durchgängig in der Lage sein wird, auch an jüngeren, fortgeschritteneren Kameras mit nochmals gesteigerter Auflösung Höchstleistungen zu erbringen.
Das einzige Manko ist aus meiner Sicht das hohe „Kampfgewicht“ von rund 1,5 Kg, dieses gegen Spritzwasser und Staub geschützten Objektivs.
Aber Höchstleistungen hatten schon immer ihre Nebeneffekte…
Ø Fortsetzung folgt demnächst mit Bildern an der 5D MKII