Da mich aktuell das Thema Elkos und Minolta-X-Kameras sehr beschäftigt (s. die letzten Threads hier), überlegte ich, ob nicht auch im Zubehör zu X-700/500/300 eventuell Elkos verbaut sind.
Auch diese wären dann bereits in die Jahre gekommen, wo Fehlfunktion oder Auslaufen möglich sind.
Ein ausgelaufener Elko kann die Platine, auf der er sitzt, übel beschädigen. Also besser checken.
Infosuche
Ich sah mich im Web um und fand eine Anleitung zum Demontieren des Motor Drive 1:
"MD1 Repair Info"
http://www.twid.de/x700/#md1
Auf einem der Bilder dort ist die untere Platine im Motor Drive zu sehen.
Und tatsächlich, da sitzt ein Elko, gleich links vom unteren IC im Bild:
http://www.twid.de/x700/md1_3.jpg
Auf Learn Camera Repair gibt es ein "Minolta Motor Drive 1 Parts Diagram Poster" (aber leider kein Service Manual mit detaillierten Informationen):
https://learncamerarepair.com/product.php?product=1141&category=0&secondary=0
Auf Seite 15 im PDF sind die Stücklisten für zwei Platinen angegeben, zwei Elkos sind dort angeführt.
Auf Seite 14 ist die Bestückung der Platinen zu sehen.
In der ersten und dritten Abbildung sind zwei kreisförmige Elemente abgebildet mit der Bennennung "C ..." und "C2". Das sollten die beiden Elkos sein.
Interessant ist, dass die beiden ICs, die auf
http://www.twid.de/x700/md1_3.jpg
zu sehen sind, auf der Abbildung zur Platinenbestückung nicht eingezeichnet sind. Aber sie sind da, wie das Foto beweist
Und das ist gut, denn dort erfolgt die Steuerung der Elektronik.
Entschluss zum Besuch
Da ich einige Motor Drive 1 besitze, entschloss ich mich, eines davon zu öffnen und die beiden Elkos zu besuchen, zwecks Nachschau, wie es so über die Jahrezehnte da drin geht
Dafür nahm ich das Exemplar mit den meisten Gebrauchsspuren. Da kann ich dann auch gleich sehen, wie sich die starke Nutzung auf die Mechanik ausgewirkt hat.
Los gehts:
Ich folgte der Anleitung auf http://www.twid.de/x700/#md1
An der Bodenplatte sind zwei Schrauben zu lösen:
Am Griff vier Stück:
Damit kann bereits der obere Teil am Griff mit dem Betriebsarten-Wahlrad und dem Auslöser abgehoben werden.
Und wie schön, da sitzt er schon, der erste Elko!
Ein Lupen-Blick mit meinem 50er in Retrostellung bestätigt, dass es ihm gut geht. Es ist kein Elektrolyt ausgelaufen und es sind keine Korrosionsspuren zu sehen:
Die Griffschale aus Gummi hält den Griff am Unterteil fest.
Sie kann einfach abgezogen werden. Zu sehen sind feste Klebstoffrückstände:
Unter der Gummimatte am Oberteil des Motor Drive sitzen die weiteren Schrauben, die gelöst werden müssen.
Auch die Matte kann abgezogen werden.
Der Kleber ist noch sehr aktiv, das ist gut für das Wiederaufsetzen dann:
Hier die Positionen der Schrauben.
Achtung, hier ist mir beim Setzen des untersten Pfeils leider ein Fehler passiert, er sollte auf die Schrauböffnung rechts von der aktuellen Position zeigen:
Nun lässt sich der Oberteil vom Motor abnehmen.
Vorsicht, auf den Kabeln und Lötstellen links (s. Pfeil) liegt Zug:
Auf der Unterseite der Platine sitzt der zweite Elko. Auch ihm geht es bestens.
Auf den beiden IC ist noch das alte Logo von Toshiba zu sehen, mit dem geschwungenen Schriftzug:
Ein Blick ins Motorgetriebe.
Ich kann keine Abnutzungsspuren erkennen, es ist auch kein Abrieb am Boden des Gehäuses zu sehen:
Ein Teil der Verkabelung:
Das Getriebe aus einer anderen Perspektive.
Links die rote Kontroll-LED, darüber ihr Gehäuse:
Der zweite Auslöser am Griff, Sicht von innen.
Schöne mechanische Schaltkontakte:
Die Kontroll-LED in Nahaufname und ihre Befestigung am Gehäuse des Motor Drives:
Alles gesehen, alles bestens, jetzt wird wieder zusammengebaut.
Aber es gibt ein Problem.
Nun baute ich den Motor wieder zusammen und testete seine Funktion an einer X-500.
Upps, nur der Auslöser funktionierte, nachdem ich die Kamera aufgezogen hatte. Aber der Filmtransport sprang nicht an.
Was kann die Ursache sein?
Getestet hatte ich den Motor das letzte Mal vor ca. drei Jahren. Oxidierte Kontakte, Korrosion?
Oder hatte ich beim Auseinandernehmen/Zusammenbau etwas übersehen bzw. beschädigt?
Ich reinigte einmal die Kontakte am Batteriehalter und innen im Gehäuse.
Ein Wattestäbchen mit Elektronikreiniger an der Zange kam gut an die beiden Kontakte im Batterieschacht heran:
Aber damit war das Problem nicht behoben.
Also öffnete ich den Motor nochmals, um zu überprüfen, ob sich vielleicht ein Kabel gelöst hatte.
Das schien mir die schlüssigste Erklärung zu sein, da ja der Kontakt Motor Drive - Kamera funktionierte aber eben eine Funktion nicht.
Die elektronische Verbindung erfolgt über die Kontaktleiste am Motor Drive und die Kontaktflächen an der Unterseite der Kamera. Das ist die Stelle im Motor Drive
wo Zug auf Kabeln und Lötstelle liegt.
Und tatsächlich: Hier schwebt das blaue Kabel frei im Raum
Das muss wieder angelötet werden, dort, von wo es kam.
Ich schraubte die Kontaktleiste ab, um mehr Platz zum Löten zu haben:
Das blaue Kabel wird mit dem Seitenschneider abisoliert, um den Draht zum Löten freizulegen:
Da es sehr kurz bemessen ist und so leicht weiterer Zug draufkommt beim Montieren des Motor Drives, machte ich aus Schaltdraht eine Verlängerung, die ich an das Kabel anlötete.
Für eine gute Verbindung verzinnte ich mit dem Lötkolben die beiden Kabelenden. Die rote Isolierung am Schaltdraht verformte sich dabei. Ein
Zeichen, dass ich zu lange mit dem Lötkolben dort war, aber für die elektronische Verbindung ist das egal.
Das verlängerte Kabel kam wieder an seinen ursprünglichen Platz und wurde eingelötet:
Die Kontaktleiste schraubte ich wieder an ihrem Platz fest:
Da doch einige Schrauben zusammenkommen, empfiehlt es sich, die Übersicht zu behalten und die Schrauben im Schema so aufzulegen, wie sie wieder in die Kamera eingedreht werden:
Mein Heimarbeitsplatz ist jetzt ESD-konform
Schäden an der Elektronik der Kamera durch elektrostatische Entladungen sollten damit nicht passieren können:
Die Griffschale befestigte ich mit drei Tropfen UHU-Alleskleber am Griff. Das sollte halten und bei Bedarf wieder leicht zu trennen sein:
Die Gummimatte lässt sich gut andrücken und hält:
Der spannende Moment.
Funktioniert jetzt alles und ist der Motor wieder fit?
Ja, wunderbar! Nun rattert die Kombi wieder so wie es sein soll
Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.