Mein erstes Projektionsobjektiv: Ein Rodenstock Projektions-Anastigmat 1:3,8 No. 1.
Bisher hatte ich noch kein Projektionsobjektiv adaptiert. Das hier ist das erste. Ich weiß aber nicht, ob Filme oder Fotos (Dias) projiziert wurden.
Der Seriennummer 26xxx nach muss das Objektiv vor 1910 (da wurde die 50.000 erreicht) gebaut worden sein. Rodenstock wurde 1877 gegründet. Das Anastigmat wurde aber erst 1891 erfunden, was den möglichen Zeitrahmen einschränkt. Ich schätze mal, das Objektiv kommt von etwa 1900.
Technische Daten:
Anschluss M48x??. 0,75 als Steigung lässt sich komplett einschrauben, weil das Gewinde sehr kurz ist, aber es scheint mir nicht ganz passend zu sein.
Brennweite ist unbekannt. Ich schätze etwa 125mm. Der Bildwinkel ist etwas größer als bei 135mm.
Offenblende 1:3,8, das ist wenigstens bekannt. Keine Blende, d. h. nicht abblendbar.
Nur ein sehr geringer Fokussierbereich, vllt. von 4m bis 8m, also das was man braucht, um unterschiedliche Entfernungen zur Leinwand auszugleichen.
Kein Filtergewinde.
Normalerweise mache ich eine kurze Bewertung zu den Objektiven, aber hier tue ich mich schwer, weil ich das Objektiv für etwas benutze, wofür es nicht gebaut war, und zur Projektion fallen gewisse Mängel nicht ins Gewicht.
Wenn man es an Vollformat benutzt, fällt auf:
- Schärfe nicht auf dem Niveau moderner Objektive, aber ich habe keine Ahnung, welches Format es ausleuchtet und ob ich vielleicht nur ein kleines Zentrum nutze.
- Extrem starkes Koma (was den Bildern aber auch den besonderen Schmelz gibt)
- Sehr starker Kontrastverlust, wenn die Sonne schräg ins Objektiv scheint. Sonnenblende geht nicht (kein Gewinde), abschatten mit der Hand sehr empfehlenswert. (Wenn die Sonne hingegen direkt im Bild ist, tritt der Kontrastverlust nicht auf und der Kontrast ist in Ordnung.)
- Geringer Einstellbereich für Entfernung. War halt ein Projektionsobjektiv. Zur Adaptierung braucht man zwingend einen Fokushelicoid.
In jedem Falle auch noch an Vollformat positiv sind:
- Keinerlei chromatische Aberrationen oder Farbfehler (Ausnahme: Manchmal lila Säume durch das Koma). Ist die Farbfotografie nicht erst später erfunden worden?
- Keinerlei Vignette, kein Schärfeabfall zum Rand, nur wenig zu den Ecken.
Größenvergleich:
Das Objektiv kam innerlich völlig verdreckt an, was im Angebot auch so beschrieben war. Saubermachen war angesagt. Zum Glück sind die alten Objektive sehr wartungsfreundlich und leicht aufzuschrauben (kein Werkzeug nötig).
Eindeutig vier Linsen in vier Gruppen.
Adaptiert an der D780:
Die Adaption an Nikon F erfolgt über einen Adapter M48x0,75 auf Nikon F, einen 13mm Zwischenring und als Fokussierhelicoid einem Soligor C/D7 Macro Telekonverter, bei dem ich die Linsen entnommen habe (es ist irgendwie völlig unmöglich, anders einen Helicoid-Makrozwischenring für Nikon F zu einem vernünftigen Preis zu bekommen). Der Adapter M48x0,75 passt eigentlich nicht, weil er die Fokussierung Objektivs behindert und den Fokussierbereich noch mal auf die Hälfte einschränkt. Da man aber ohnehin einen Fokussierhelicoid braucht, um das Objektiv sinnvoll nutzen zu können, fällt das in der Praxis nicht ins Gewicht.
Unser Forenmitglied Hutschi war so freundlich gewesen, einen Adapter zu drucken, der konstruktiv besser war, da er den Zwischenring einsparte und die Fokussierung des Objektivs nicht behinderte. Allerdings hatten wir den Fehler gemacht, von M47,5 auszugehen, was nur mit viel Kraft ein klein wenig passte, und letztlich können Kunststoffgewinde nicht mithalten.
(Hier ein Verweis auf die Diskussion, wo wir Möglichkeiten der Adaptierung erörtert hatten. Danke an alle, die dort mitgemacht haben.)