Naja, ich sehe das so:
Zuerst einmal braucht man eine Kamera mit geringem Auflagemaß.
Dieser Body benötigt ein Bajonett. Leider kann man ein vorhandenes Bajonett nicht einfach so verwenden denn da haben die Hersteller natürlich Patente drauf angemeldet.
Natürlich könnte man sowas lizensieren, aber das wird sicher nicht billig.
Also müsste man etwas eigenes entwickeln - das dürfte unterm Strich die günstigste Variante sein.
Mit dem Bajonett allein ist es aber noch nicht getan. Man braucht ja auch noch den Rest der Kamera.
Dazu gehören Bildsensor, Bildprozessor, Display, Gehäuse usw..
Die elektronischen Komponenten, besonders der Bildsensor, sind nicht billig zu haben wenn man die nicht grade in 10.000er Stückzahlen einkauft.
Außerdem werden die sicher nicht mal eben so im Elektronikbastelladen um die Ecke zu kriegen sein...
Gut, gehen wir mal davon aus, dass wir den Body nun haben.
Fehlt die Firmware.
Glücklicher weise ist der JPEG Codec patentfrei. Heisst, den kann man ohne entstehende Kosten verwenden.
Allerdings programiert sich so ein doch recht komplexes System nicht von allein.
Bedeutet, man muss sich überlegen, wie der Bildprozessor die RAW-Daten vom Sensor entgegen nimmt, diese in JPEG umwandelt und das ganze auf die Speicherkarte schreibt. Dazu kommt die Belichtungsmessung, die Steuerung für die Blende (egal ob elektronisch oder elektromechanisch) usw..
Schön, jetzt haben wir eine vollständige Kamera.
Jetzt kommt der spassige Teil. Die Kamera ist, wie immer wieder gern gesagt wird, im Grunde nur ein lichtdichter Kasten. Der macht keine Fotos.
Jetzt brauchen wir etwas, was uns den Durchblick bringt. Da wäre ein Objektiv ganz praktisch.
Dieses Objektiv passt aber natürlich in keiner Weise an unser eigenes Bajonett. Wir brauchen also einen Adapter. Dieser braucht auf der einen Seite das Gegenstück zu unserem Bajonett und auf der anderen Seite das Gegenstück zu dem entsprechenden Objektiv.
Dazu kommt ein Tubus in ensprechender Länge, je nach Auflagemaß des Objektivs. Dieser Tubus muss natürlich auch einen gewissen Innendurchmesser haben, ist dafür aber im Außendurchmesser variabel. Heisst, wir benötigen zwei Tuben. Einen für innen und einen für Außen. Der Raum zwischen den beiden Tuben ist dann der Platz den wir für die Leistungselektronik zur Verfügung haben.
Wenn das Ganze einigermaßen Handlich bleiben soll, bleiben uns da im Durchmesser des Platinenrings vermutlich nicht mehr als 1,5cm Platz. Der Platz in der Höhe varriert natürlich je nach verwendetem Objektiv und dessen Auflagemaß.
Dennoch ist so eine Schaltung nur in SMD-Bauweise realisierbar. Also ein Platinenlayout erstellen und routen und ab damit zu einer Firma die das, mindestens zweiseitige Platinenlayout für uns ätzt.
Wenn wir das dann haben, benötigen wir noch die entsprechende Mechanik für die Blende.
Ein Schrittmotor oder Servo, wie Markus schon sagte, wäre hier vermutlich das richtige. Das Ding will aber angetrieben werden.
Wir brauchen also auf auf dem Adapter eine entsprechende Firmware. Auch die muss entwickelt werden. Sie benötigt ein Protokoll welches mit der Kamera kommuniziert und die von der Kamera kommenden Daten durch den Adapter an die Mechanik im Objektiv weitergeben kann.
Kurzer Zwischenruf: ich beziehe mich bis jetzt nur auf den Einsatz von Objektiven mit rein mechanischer Blende.
Wenn wir das alles soweit hinbekommen haben, dass es funktioniert, dann passiert folgendes:
Max Mustermann kommt plötzlich um die Häuserecke gefegt, sieht diese geniale Erfindung, ist total begeistert und sagt "Boah, geil, sowas will ich auch für meine alten Objektive!"
Dummerweise allerdings haben seine Objektive eine ganz andere Blendenmechanik. Das heisst, wir müssen einen neuen Adapter au Basis eines neuen Auflagemaßes mit neuer Blendensteuerung bauen.
Und dann kommt Max' Frau, Erika Mustermann um die andere Ecke und will das Ganze auch für ihre alten Objektive mit elektronischer Blendensteuerung. Adapter nummer drei mit wieder nuer Technik und Protokollübersetzung für die Leistungselektronik im Objektiv muss her.
Und wenn wir nun noch bedenken, dass Max und Erika Kinder haben deren Namen mir gerade nicht einfallen wollen, die aber unbedingt auch noch AF benötigen...
OK, zugegeben, der letzte Teil ist etwas überspitzt dargestellt
Aber genau so würde es vermutlich laufen und nur bei ausreichend Abnehmern, die dafür sorgen, dass man das Ganze gerödel in rentabler Stückzahl produzieren kann, ist so eine Entwicklung realisierbar.
Wir hier, die (Hobby-)Fotografen, könnten eine derartige Entwicklung nicht finanzieren. Nichtmal über Crowdfounding.
Man darf dabei nicht vergessen, nicht jeder will manuell fotografieren. den meisten reicht es automatisch zu knippsen...
Die Grundsätzliche Idee hingegen finde ich echt klasse.
Vielleicht könnte man ja mal sowas in einem viel kleineren Maßstab versuchen. Z.B. indem man für den Anfang erstmal versucht ein Canon EF Objektiv mit Blendensteuerung und AF an einer NEX zum laufen zu bekommen.
Die NEX hat den Vorteil, dass sie mit 18mm ein schön kleines Auflagemaß hat und, soweit ich weiss (man korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege) AF und Blende beim E-Mount komplett elektronisch geregelt werden.
Man müsste also nur einen Adapter mit einem Übersetzer basteln...
So, meine Finger bluten gleich, darum mache ich hier erstmal Schluss