Ich halte die Summen, die auf dem Kunstmarkt für diverse Bilder, Objekte oder jetzt eben auch Fotos gezahlt werden auch für absurd. Man kann dies aber keinesfalls den Künstlern vorwerfen. Wenn jemand für eure Fotos Millionen zahlen würde, würde ihr die wohl kaum ablehnen mit dem Hinweis darauf, dass dies nicht gerechtfertig ist, oder?
Was das konkrete Bild und den konkreten Fotografen betrifft, ist es außerdem sehr erhellend, wenn man mal in einer Ausstellung mit seinen Bildern war. Ich habe eine solche Ausstellung vor ein paar Jahren besucht und war ausgesprochen beeindruckt. Die Bilder bedecken dort in verblüffender Qualität ganze Wände der Ausstellungsräume. So gab es zum Beispiel ein Foto, das eine gigantische Hochhausfront einer fernöstlichen Großstadt auf ca. 5 x 15 Metern zeigt. Man kann nah daran entlang gehen und tausende von Fenstern, Balkonen, Menschen und individuellen Details betrachten, aber wenn man auf die andere Seite des Raums tritt, sieht man nur noch eine homogene, anonyme und grafisch abstrakte Häuserfront. Ein vergleichbares ziemlich berühmtes Bild, allerdings eines wesentlich kleineren Gebäudes, hat er auf dem Pariser Montparnasse gemacht.
Ähnlich wirkt auch eine solche riesige Aufnahme der Cheopspyramide, die aus der Froschperspektive aufgenommen ist und sich aus der Nähe wie ein unstrukturierter Schutthaufen ausnimmt und erst aus zehn Metern Entfernung in ihrer strengen Geometrie offenbart.
Solche Effekte gehören bei Andreas Gursky zu den Bildern dazu und machen die künstlerische Idee aus. Bei dem Betrachten einer Bildschirmansicht kann man diese nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Foto des Rheins einen ähnlichen Effekt hat und kann wie gesagt den Besuch einer Ausstellung nur wärmstens empfehlen.
Wie gesagt, dass Spekulanten solche irrwitzigen Summen dafür aufrufen (und das sind definitiv Spekulanten und nicht Kunstliebhaber) finde ich auch pervers, aber das sind letztendlich nicht einmal Auswüchse sondern nur Manifestationen des ebenso perversen Wirtschaftssystems, das unsere Welt beherrscht.
P.S.: Nur um das noch mal klarzustellen: Die Millionen hat nicht Gursky kassiert - der hatte das Bild ursprünglich für ungefähr 20.000 € verkauft. Auch schon ein hübsches Sümmchen aber wenn man bedenkt, dass durchaus ein Monat Arbeit in der Motivsuche, dem Abwarten der richtigen Beleuchtung und der aufwändigen Nachbearbeitung stecken kann und ein Künstler ja auch den ganzen Ausschuss mitfinanzieren muss, den er produziert, dann ist das zumindest noch irgendwie im Rahmen dessen was ich nachvollziehen kann. Die Millionensummen verdienen dann hinterher die Spekulanten, nicht derjenige, der die Leistung ursprünglich erbringt. Das ist auf dem Kunstmarkt genauso wie an der Börse.