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Thema: Sonnenfotografie im H-Alpha Band

Baum-Darstellung

  1. #1
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    Standard Sonnenfotografie im H-Alpha Band

    Hallo zusammen,

    die Sonnenfotografie ist für mich eine faszinierende Angelegenheit, weil es auf unserer Sonne so viel
    zu entdecken gibt.

    Die einfachste Methode ist eine gefaßte Filterfolie vor das Teleobjektiv zu befestigen, die nur einen
    Bruchteil des Lichts passieren läßt. Dies hat zwei Nachteile: zum einen kann diese Folie leicht reißen
    und sie läßt auch alle für das Auge schädlichen Spektralbereiche passieren.

    Etwas sicherer ist ein verspiegelter Glasfilter, der in Kombination mit einem IR-UV-Sperrfilter betrieben
    werden sollte. Hier lassen sich, sofern die Sonne aktiv ist, schön die Sonnenflecken ablichten.

    Mit einer grösseren freien Öffnung, kann man sogar die Granulation der Sonnenoberfläche erfassen.

    Keine der vorgenannten Methoden ist jedoch geeignet, die Protuberanzen, die von der Sonnenober-
    fläche ins All geschleudert werden, zu erfassen.

    Hierfür muß man so gut wie alles sichtbare (und unsichtbare) Licht der Sonne herausfiltern, so dass nur
    das Licht der sogenannten Wasserstofflinie bei 656,28 Nm den Sensor erreicht.

    Zum Verständnis: hier handelt sich um die Einheit "Nanometer" und das ist ein milliardstel Meter. Um die
    Protuberanzen sichtbar zu machen, muß dieser Wert recht genau getroffen werden. Es ist dabei eine
    Bandbreite von höchstens 1 Angström zu erreichen ( 1 Angström = 0,1 Nanometer).

    Die gängigen Instrumente im Amateurbereich erreichen Werte um 0,7 Anström. Dies ist ein guter Wert
    um sowohl die Protuberanzen, als auch Details auf der Oberfläche sichtbar zu machen. Je kleiner dieser
    Wert ist, umso detailreicher wird die Oberfläche aufgelöst. Diese Werte sind aber nur durch aufwändigste
    Techniken erreichbar und gehen richtig ins Geld.

    Wie funktioniert nun die H-Alphafotografie?

    Im Prinzip brauchen wir "nur" einige Filter. Ich verwende folgendes Setup:

    DSC01643.jpg

    Als Teleskop habe ich einen verkitteten Achromaten aus einem Carl Zeiss Telemator mit 63mm Durchmesser
    und 800mm Brennweite verwendet.

    Das ist er:

    DSC01646.jpg

    Vorne drauf ist der sogenannte Etalon-Filter. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Pérot-Fabry-Interferometer,
    welcher durch die Resonanztechnik aus einer breitbandigen Strahlung ein schmalbandiges Spektrum herausfiltert.

    Mein Etalonfilter schaut so aus:

    DSC01645.jpg

    DSC01647.jpg

    DSC01648.jpg

    DSC01656.jpg

    Dieser besteht aus zwei Quarzglasblöcken, die durch exakt definierte Spacer auf eine minimale Distanz zueinander
    gehalten werden. Durch diverse Beschichtungen und dielektrisch aufgebrachte Verspiegelungen wird der gewünschte
    Effekt erzielt.

    Nun darf aus dem schmalbandigen Spektrum genau die eine Linie bei 656,28 Nm übrigbleiben, alle anderen Wellenlängen
    müssen eliminiert werden. Dies geschieht durch die hinter dem Fernrohr angebrachte Blockfiltereinheit.

    Ich habe versucht dies durch eine Zeichnung darzustellen:

    DSC01800.jpg

    Bestandteil dieser Einheit ist der sogenannte ITF-Filter, der das Licht im IR-Spektrum herausfiltert. Die silberbasierte
    Verspiegelung ist leider nicht alterungsbeständig und fängt mit den Jahren zum "rosten" an. Dies macht die überaus
    teuren Blockfilter dann leider unbrauchbar.

    Für alle "Leidensgenossen" sei die Firma Beloptik empfohlen, die hierfür Ersatz im Form eines leicht austauschbaren
    hartbeschichteten und somit alterungsbeständigen ITF Filters anbietet. Meinem Blockfilter konnte somit neues Leben
    eingehaucht werden.

    Hier ist die Blockfiltereinheit:

    DSC01357.jpg

    links ist der verrostete ITF-Filter, rechts der neue:

    DSC01359.jpg

    Jetzt ist Blockfiltereinheit wieder wie neu:

    DSC01654.jpg

    DSC01655.jpg

    DSC01644.jpg

    Die letzten Tage war der Himmel nicht besonders klar, aber es waren zumindest einige kleine Protuberanzen
    auszumachen.

    So hat das Elend mit dem verrosteten Filter ausgesehen:

    DSC01330.jpg

    Jetzt mit dem neuen Filter schaut es schon besser aus:

    DSC01617.jpg

    DSC01575.jpg

    DSC01415.jpg

    Die hier gezeigten Aufnahmen sind seit vielen Jahren meine ersten Gehrversuche in der H-Alpha-
    fotografie. Ich bin gespannt, ob ich da dieses Jahr noch mehr herausholen kann. Sofern von Eurer
    Seite Interesse besteht, werde ich diesen Thread ab und zu füttern. Ich lade aber ausdrücklich
    jeden von Euch ein, diesen Thread mit eigenen Fotos zu bereichern.

    Sofern der Himmel völlig klar ist, kann man sicher noch mehr Details herausholen. Bedingt durch die
    geringe Lichtstärke sind extreme ISO Werte nötig und ich verfüge nur über die kleinsten (und damit
    preisgünstigsten) Filter. Der visuelle Eindruck ist aber wirklich beeindruckend.

    Der kleine Blockfilter bewirkt leider, dass man die Sonne wie durch ein Schlüsselloch beobachtet. Ich
    konnte aber vor Jahren einen wesentlich grösseren Filter erwerben, der aber ein viel geringere
    Auflösung bietet. Zumindest für die Protuberanzen reicht es und auch, dass ich die komplette
    Sonnenscheibe aufs Foto bekomme.

    DSC01449.jpg

    DSC01495.jpg

    Die Bildqualität wird über ein kontrolliertes leichtes Verkippen des vorderen Etalon-Filters gesteuert. Hierzu
    muß man dieses Rädchen drehen:

    DSC01649.jpg


    Ich hoffe ich kann den einen, oder anderen für dieses überaus fazinierende Hobby begeistern. Nicht dass
    Ihr Euch gleich das ganze Equipment kaufen müßt, aber vielleicht findet ja mal zufällig in Eurer Nähe ein
    Astrotreffen statt, wo Ihr Euch sicher auch in der H-Alpha Sonnenbeobachtung versuchen könnt.

    Nur zur Sicherheit: Die Sonnenbeobachtung ist nicht ungefährlich und kann bei unsachgemäßer Vor-
    gehensweise, und/oder bei der Verwendung von defektem, oder ungeeignetem Equipment zu
    schwersten Augenschäden bis hin zur Erblindung führen. Also bitte paßt auf Euch und Eure Augen auf!


    LG, Christian


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